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Energieeffizient – Wohngesund – Unabhängig

Anfang Oktober und somit eine Woche eher als sonst, fand wieder die Grafschafter Wohn- und Immobilienmesse „Lebens(t)räume“ statt. Auch in diesem Jahr freue ich mich, dass meine beiden Vorträge so gut angenommen wurden.

Der erste Vortrag auf der Lebens(t)räume handelte von der Entwicklung der Energiekosten und somit den erheblich gestiegenen Nebenkosten bei Wohnungen und Häusern. Gerne möchte ich hier einmal die wichtigsten Erkenntnisse im Blog zusammenfassen: Die wichtigste Maßnahme, um diese Kosten zu senken, ist eine gute Dämmung zu besitzen und somit den Energiebedarf möglichst stark zu reduzieren.

Drei Schritte sind erforderlich, um ein Haus möglichst energieeffizient zu bauen:

  • Eine sehr gute Dämmung
  • Eine dichte und wärmebrückenfreie Konstruktion
  • Eine Heizung ohne fossile Brennstoffe, z.B. eine Wärmepumpe

Gerade der zweite Punkt wird häufig vernachlässigt und stattdessen noch mehr Dämmung verbaut, anstelle die Übergänge der einzelnen Bauteile und somit die Schwachstellen zu vermeiden.

Durch eine Wärmebrücke steigen die Energiekosten und auch das Risiko von Schimmelbildung enorm!

Viel kann man sich dort vom Passivhaus abschauen, das bereits seit 30 Jahren eine Dämmung auf dem Niveau des Effizienzhaus 40 fordert, eine wärmebrückenfreie Konstruktion und eine dichte Gebäudehülle mit Dichtigkeitsprüfung. Dieses gute Konzept kombiniert mit einer Wärmepumpe, also unabhängig zu sein von fossilen Brennstoffen, wie Öl oder Gas, erzeugt ein sehr gutes und besonders wirtschaftliches Konzept.

Wenn man sich an diese drei Vorgaben hält, erhält man den Preis-Leistungs-Sieger.

Belüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung

Wenn man dann noch weiter den Energiebedarf senken möchte, dann sollte man über den Einbau einer Belüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung nachdenken. Denn wenn man das vorher genannte Konzept einhält und ein Effizienzhaus 40 EE erstellt, dann gehen immer noch ungefähr die Hälfte des Energiebedarfs durch die Wärmeverluste bei der Fensterlüftung verloren.

„Bei so einem energiesparenden Haus gehen ungefähr 50 % der Energie durch die Fensterlüftung verloren!“

Aktuelle Lüftungsanlagen erreichen einen Wärmerückgewinnungsgrad von bis zu 90 % in der Theorie und ca. 70 bis 80 % in der Praxis. Demgegenüber steht der Strombedarf der Technik selbst, der bei den dezentralen Anlagen sehr niedrig und bei der zentralen Anlage moderat ist. Somit lässt sich der Energieverbrauch eines Hauses durch den Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung noch einmal um ca. 25 % senken!

Wohngesundheit

Dies sind die Maßnahmen, um ein Haus energieeffizient zu errichten, der nächst Schritt ist dies Wohngesund zu erbauen. Wohngesundheit bezieht sich besonders auf die Auswahl der Materialien und hier besonders der Vermeidung von Schadstoffen im gesamten Gebäude. Dies ist eins der Hauptkriterien aus dem nachhaltigen Bauen und auch eins der entscheidenden Punkte bei der Einhaltung des Nachhaltigkeitszertifikats. Die aktuell einzige Möglichkeit, um noch Fördergelder im Neubau in Anspruch nehmen zu können, geht über die Erstellung eines Effizienzhaus 40 EE und somit unseres oben beschriebenen Preis-Leistungs-Siegers in Verbindung mit einem Nachhaltigkeitszertifikat. Dies wird aktuell für Wohngebäude von drei Instituten angeboten:

  • DGNB
  • BNK
  • NahWoh

Die DGNB bietet Zertifikate sowohl für kleine Wohngebäude (mit bis zu 5 Wohneinheiten), als auch für größere Wohngebäude (ab 6 Wohneinheiten) an. Das BNK nur für kleinere Wohngebäude bis zu 5 Wohneinheiten und die NahWoh wiederum nur für größere Wohngebäude ab 6 Wohneinheiten.

Alle NH-Zertifikate haben die gleichen Grundlagen, nämlich:

  • Ökonomie
  • Ökologie
  • Soziales

Dies sind die drei Stützen der Nachhaltigkeit. Diese werden ergänzt, um das Thema Prozessqualität, also Beratung, Bauüberwachung, Einweisung, etc. Die DGNB hat noch weitere Themenfelder, wie z.B. die Standortqualität, die allerdings bei kleinen Wohngebäuden nicht in die Bewertung mit einfließt.

Der genaue Aufbau und die einzelnen Kriterien des nachhaltigen Bauens werden im Winter und Frühjahr nächsten Jahres hier in einzelnen Blogbeiträgen ausführlich erläutert. Aus dem Grund gehe ich auf diese Punkte hier nicht ausführlicher ein.

Nachhaltigkeitszertifikat

Mit einem Nachhaltigkeitszertifikat macht man gute Häuser noch besser! Man erhält dafür aktuell 120.000 € Darlehen zu einem stark vergünstigten Zinssatz. Bei der letzten Anpassung im Sommer begann der Zinssatz für eine 10-jährige Laufzeit und Zinsbindung bei 0,01%. Leider ist dieser durch die Entwicklung des Zinsanstiegs etwas gestiegen. Aber auch bei 20- oder 30-jähriger Laufzeit des Darlehens (immer 10 Jahre Zinsbindung) erhält man aktuell mindestens 2 % Zinsvorteil, teilweise sogar bis zu 3 %.

Dies führt dazu, dass wir aktuell die höchste Förderung in Summe aus Zuschuss und Zinsvorteil haben, die wir je hatten!

Der Vorteil aus vergünstigtem Zinssatz und Zuschuss liegt nach Abzug aller Mehrkosten für den bürokratischen Aufwand des Zertifikats, aber auch der Mehrkosten im Gebäude selbst, bei mindestens 200 € pro Monat für die ersten zehn Jahren.

Nun haben wir ein sehr energieeffizientes Haus, welches durch das Nachhaltigkeitszertifikat an vielen Punkten noch besser, wirtschaftlicher und wohngesünder geworden ist. Dann bleibt noch der Traum von der Unabhängigkeit.

Wer wäre nicht gerne unabhängig von Energiekosten?

Seit 15 Jahren forsche ich an der Energieautarkie bei Einfamilienhäusern. Wir kommen diesem Punkt stetig näher, wir sind aber auch noch nicht am Ziel. Die letzten Prozente zur Unabhängigkeit sind inzwischen möglich, aber sehr teuer. Wir müssten dafür den Strom, den wir im Sommer mit einer Photovoltaikanlage im Überfluss produzieren, bis in den Winter speichern. Dies ist technisch inzwischen sogar möglich geworden. Wir nehmen uns den größten Akku, der aktuell in einem Elektroauto verbaut wird (ca. 100 kWh) und würden uns davon 15 bis 20 Stück in unsere Garage bauen. Diese ist dann auch voll, somit brauchen wir noch eine zweite Garage oder wenigstens ein Carport für das Auto. Lag der Preis von Lithium-Ionen-Akkus im Jahr 2010 noch bei ca. 600 $/kWh, lag dieser fünf Jahre später noch bei ca. der Hälfte und wir nähern uns aktuell einem Preis von 100 $/kWh. Dieser ist somit in den letzten 12 Jahren um über 80 Prozent gesunken. Trotzdem wären wir immer noch bei einem Preis von 200.000 $ für den Akku und ca. 50.000 $ für die Garage. Da der Umrechnungskurs gerade bei fast 1:1 liegt, wären es somit ca. 250.000 € extra für diese Maßnahme.

Das dies nicht wirtschaftlich ist, ist denke ich, jedem klar. Trotzdem gibt es eine Möglichkeit mit nur einem Bruchteil der Kosten finanziell energieautark für 20 Jahre zu werden. Hierzu installiert man eine sehr große Photovoltaikanlage auf das Dach. Man unterstützt diese mit einem größeren Hausakku und schafft es durch den Verkauf des überschüssigen Stroms im Sommer so viel Geld zu verdienen, dass man davon den zusätzlich benötigten Strom im Winter bezahlen kann. Bei unseren Beispielhäusern mit 130 m² Wohnfläche ist dies schon bei 15 kWp Photovoltaikleistung und einem mindestens 10 kWh großen Akku der Fall.

Schaut man auf die Ökobilanz dieser Häuser mit großer Photovoltaikanlage und Akku sind diese sogar klimapositive Gebäude. Was dies genau bedeutet, werde ich in einem zukünftigen Blogbeitrag erläutern.

Fazit

  • In drei Schritten zum energieeffizienten Gebäude: Dämmung, wärmebrückenfreie Konstruktion, Wärmepumpe
  • Mit NH Zertifikat wohngesundes Gebäude und 200 € pro Monat sparen
  • Auf Wunsch mit einer großen Photovoltaikanlage mit Akku für 20 Jahre unabhängig von Energiekosten werden, aber (noch) nicht energieautark!

Habe ich Ihr Interesse geweckt? Dann lassen Sie uns über Nachhaltigkeit reden.

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